Stress – ein Weg das biopsychosoziale Modell des Menschen besser zu verstehen

Quelle: DALL-E, CC BY 4.0

Bisher arbeiten viele Disziplinen noch getrennt bei der Beschreibung und Erklärung der Lebenswelt von uns Menschen. Das ist besonders schade, wenn es darum geht, die seelischen Verletzungen und die Milliardenschäden durch (chronischen) Stress einzudämmen. Die bisher vorherrschenden Modelle von Stress und Gesundheit beginnen in der Regel mit einem stressigen Ereignis (Reiz), das einen Anfang und ein Ende hat, sodass bestenfalls eine Erholungsphase folgen kann. In vielen Modellen wird Stress vom Gehirn wahrgenommen, bewertet und löst Gefühle von Enge, Bedrängnis und negativen Emotionen aus. Diese wiederum begründen körperliche Stressreaktionen. Als gezielte Handlung wird dann die am besten geeignet scheinende Verhaltensweise gewählt, um sich an den Stressor anzupassen, zum Beispiel indem man ihn abschwächt, eliminiert oder irgendwie modifiziert. Forschende versuchen, die unterschiedliche Literatur über akuten Stress und affektive Zustände wie Emotionen und Motivation zu harmonisieren, um besser zu verstehen, wie affektive Zustände unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden beeinflussen. Der wahrgenommene Stress beim Menschen unterscheidet sich jedoch von der übergeordneten Kategorie des Affekts, obwohl der negative Affekt eine wichtige Rolle bei der Konzeptualisierung und Messung des wahrgenommenen Stresses spielt. Die Überschneidung dieser psychologischen, biologischen und medizinischen Konstrukte ist so weit verbreitet, dass das Axiom in der akademischen Welt – Stress wird an medizinischen Fakultäten studiert, Emotionen an psychologischen Fakultäten – die Ähnlichkeiten betont und gleichzeitig die unterschiedlichen Ziele und Ansätze zur Untersuchung dieser affektiven Zustände hervorhebt. Es wird Zeit, auf der Grundlage des biopsychosozialen Modells neue Wege in der Beschreibung und Messung des Phänomens Stress zu gehen, in dem biografische, situationale, biologische, soziale und Aspekte der Dauer erhoben und bewertet werden…

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Marshmallow-Test: Warum einige psychologische Erkenntnisse aus Lehrbüchern und Medien verschwinden (oder umgeschrieben werden) sollten…

Marshmallows als Objekt der Begierde. (Quelle: Jennifer Smith)

Fast jeder kennt die Untersuchungen aus der Vorschule des Stanford Campus von Walter Mischel und Kollegen: In der Urform erklärten die Versuchsleiter den Kindern, dass man für einige Zeit den Raum verlassen würde. Durch Klingeln mit einer Glocke könnten sie die Versuchsleitenden sofort zurückrufen und würden dann einen Marshmallow erhalten. Würden die Kinder aber warten bis die Person von selbst zurückkam, dann bekämen sie zwei Marshmallows. Wenn die Kinder nicht klingelten, kehrten die Wissenschaftler nach 15 Minuten zurück. Die meisten Kinder konnten zwischen 6 und 10 Minuten warten. Auf Basis dieser Forschung wurden in Längsschnittstudien Jahre später mit denselben Probandinnen und Probanden viele Erfolgskriterien geprüft. Denn man glaubte, mit dem Belohnungsaufschub einem Indikator für das psychologische Konstrukt Selbstkontrolle auf der Spur zu sein, das sogar persönlichen und beruflichen Erfolg vorhersagen können sollte. Das Experiment wurde vielfach wiederholt und die Ergebnisse bestätigt. An sich ist das toll, denn viele Studienergebnisse überleben das Wiederholen derselben Forschungsaufgabe (Replikation) nicht. Die Längsschnittstudien mit Marshmallows schienen den starken Einfluss von Selbstkontrolle auf Erfolg sogar kausal zu belegen.  Zwei Drittel des Effekts liegt jedoch nicht in der Selbstkontrolle begründet sondern ganz woanders… im Elternhaus.

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